Zentral-Amibia, Dakui: Taverne - "Zum durstigen Wandersmann"

Parafina kehrte ebenfalls in der Taverne ein. Sie war ziemlich müde von den letzten Tagen und Strapazen und sie hatte immer noch im Hinterkopf, dass sie ihren Auftrag noch gänzlich zu ende bringen musste. Sie seufzte innerlich und blieb im Eingang der Taverne stehen und ließ ihren Blick schweifen, jedoch sah sie kaum etwas. Es schien recht verraucht und voll zu sein und Stimmen plärrten an ihre Ohren. Der Lärm war unglaublich im Vergleich zu der Geräuschkulisse der letzten Tage. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und bewegte sich langsam auf die Theke zu, an die sie sich auch setzte. Sie bestellte sich einen Sake beim Wirt und eine deftige Mahlzeit mit Reis kombiniert. Hier und da versuchte sie diversen Gesprächen zu folgen, aber das Gemurmel überlagerte sich derart, dass für sie nur sinnlose Fetzen zu hören waren.
Ihre Nerven waren etwas überstrapaziert, während sie auf ihr Essen wartete und den Sake in einem Zuge leerte und nachfüllen ließ.

Es dauerte nicht sehr lange, einen weiteren Sake um genau zu sein, bis endlich das Essen kam. Deftig gewürzt und dampfend heiß wurde es mit einem kurzen „Guten Appetit“ vor Parafina abgestellt. Mit dem Essen kam noch ein weiterer Gast zum Tresen. Er setzte sich auf den Hocker zur Linken von Parafina und wand sich ihr zu.

„Hallo. Ich bin Katara.“, stellte sich der Mann unaufgefordert vor und zog seine Handschuhe aus. Sein kantiger Schädel war kahlrasiert und über seinem Jochbein war eine kleine, aber sehr markante Tätowierung in Form eines Falken unter die Haut gestochen worden. Seine Haut war gut gebräunt, so dass eine Vielzahl kleiner Narben am Kinn, der Stirn und seinem Schädel deutlich zu sehen waren. Trotz der dunklen Färbung, war der Mann definitiv nicht aus Suna. Das konnte Parafina auf den ersten Blick erkennen. Auch passte die Färbung seiner Worte nicht in ihre Heimat. Ein gewisser Einschlag war zu vernehmen, als hätte er viel Zeit in der Gegend verbracht, doch war er definitiv nicht ursprünglich von dort. Seine Kleidung war schlicht, aber von recht hoher Qualität.

Das dunkelblaue Hemd war aus matter Seide und die schwarze Hose schien vollkommen immun gegen Falten zu sein, selbst als der Mann ein Bein über das andere Schlug und Parafina von der Seite her ansah. Sogar seine Schuhe schienen frisch poliert und waren aus dünnem Leder, dass sonst nur von reichen Händlern und den darüber liegenden Schichten getragen wurde, weil es viel zu anfällig und vor allem zu teuer war. Im Kontrast zu seiner Aufmachung stach das Schwert an seinem Gürtel scharf hervor. Es war ein Katana in einer dunkelrot lackierten Holzscheide und Goldbesatz am Griff, der mit dunkelrotem Samt umwickelt war.

„Ein gemeinsamer Bekannter schickt mich mit frischer Kunde. Er musste leider voran reisen und lässt sich entschuldigen. Da ich auf der Durchreise bin und heute noch hier verweilen werde, habe ich mich dazu bereit erklärt ihm diesen Gefallen zu tun. Das habe ich somit getan, alles andere liegt an euch.“

Während sie auf ihr Essen wartete, hing Parafina ihren Gedanken nach und malte in ihrem Gedächtnis kleine Kritzelbilder, die verschiedene scheinbar unbedeutsame Symbole beschrieben. Sie hatte auf dem Weg nach Dakuigenügend Zeit gehabt einige Entschlüsse und Planänderungen zu durchdenken. Es wurde wieder an der Zeit etwas Eigeninitiative ins Alltagsdasein zu bringen.
Das würde nicht einfach werden, bei den engen Zeiträumen, die der ominöse große Plan zu setzen schien. Sie seufzte leise und schürzte die Lippen, um dannach mit der Zungenspitze über die trockene Haut zu fahren.
Seltsam, nicht mal in der Wüste neigte ihre Haut zur solcher Trockenheit. Wälder waren nicht ihre Welt. Womöglich würde ein Genjutsu Abhilfe schaffen, das sich auf der Vegetation aufbaute. Doch dazu musste sie erst einmal einen Kusabewanderten Sensei finden.
Sie schüttelte mit einem verwirrten Blick diesen Gedanken ab: Zuerst kamen noch ein, zwei Dinge davor. Ihr Blick wanderte mit dem dampfenden Teller mit, den der Wirt trug, in der Hoffnung er sei für sie.
Zuerst musste sie auf eine Begegnung mit Tattoi hoffen, und dann auf weitere Ereignisse. Ein Fumo wäre jetzt auch nützlich...ein weiterer Seufzer löste sich, als der Teller vor ihr Platz fand. Ihre Finger griffen nach dem Besteck. Langsam und bedächtig. Ebenso wollte sie gerade ihr Stäbchen in den Reis tauchen, als sie eine seltsam klingende Stimme vernahm.
Ihr Blick wanderte hoch und sie wandte den Kopf und betrachtete den Mann, der sich als Katara vorgestellt hatte. Die Betrachtung hatte zur Folge, dass Parafina erstaunt eine Augenbraue hob und völlig fasziniert diesen Menschen anstarrte.
Dann räusperte sie sich und wurde etwas rot um die Nase.

"Entschuldigt...das war unhöflich."
Und sie senkte ihre Lider etwas, während sie nach unten blickte.

"Mein Name ist Parafina, aber das wisst Ihr sicherlich schon. Woher kommt ihr? Eure sprachliche Betonung klingt so fremd, wenn ich das so ungeniert sagen kann."
Und sie blickte wieder in sein Gesicht. Die Tätowierung verlieh den Zügen etwas Verwegenes.
"Und was sollt Ihr mir mitteilen?"

"Nicht viel unhöflicher als unaufgefordert Platz zu nehmen.", erwiderte Katara und machte eine beiläufig abwinkende Handbewegung, als halte er es für eine nicht weiter nennenswerte Lappalie. Seine Augen rollten dazu kurzzeitig in den Höhlen. Dann faltete er die Hände auf dem übergeschlagenen Knie und sah Parafina ernst an.

"Ja. Der Name war mir geläufig. Ich weiß gern, mit wem ich es zu tun habe, auch wenn das nicht jedermanns Geschmack trifft. Man muss halt Kompromisse machen oder verzichten."

Er legte den Kopf etwas schief und für einen kurzen Moment kniff er die Augen leicht zusammen, wobei die Gesichtsmuskeln sind verzogen und der tief in die Haut gemalte Falke mit den Flügeln zu schlagen schien.

"Offensichtlich könnt ihr das so sagen. Immerhin habe ich es euch sagen hören. Woher ich komme, nun, dass ist eine schwierige Frage. Ich bin ein Wanderer zwischen den Ländern. Aus jedem Land komme ich. Aus keinem Land komme ich. Wo meine Reise begonnen hat, vermag ich mittlerweile nicht mehr zu sagen. Meine letzte Station war jedoch eure Heimat. Dort kam ich nicht umhin einen vertraut klingenden Namen aufzuschnappen. Vielleicht ein Zufall. Ganz sicherlich ein Zufall. Was hättet ihr auch mit derartigen Kreisen zu schaffen, nicht? So viele Menschen. So viele Namen. Eins und Eins ist halt eher Zwei denn Eins, auch wenn Eins die einfachere Antwort wäre."

Er hüstelte künstlich und ließ die Augen von einem Winkel zum anderen rollen, bevor er Parafina wieder ansah.

"Nun aber zum eigentlichen Grund meines Besuches. Vor dem nächsten Mondschwund - Dort wo Kräuter baden am Ort wo alles begann. Das ist die Nachricht."

Fasziniert beobachtete sie die Veränderung der Tättowierung im Zusammenhang mit der Mimik. Katara schien nicht viel preisgeben zu wollen. Nun Vorsicht war immer eine gute Tugend, das hatte sie schon selbst oft genug lernen müssen. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, während sie kommentarlos seiner ausschweifenden, aber nichtssagenden Ausschweifung lauschte. Womöglich war es schwierig von diesem Mann eine präzise Antwort zu erhalten, wenn man keine genau abgegrenzte Frage stellte. Eine kleine Querfalte begann oberhalb Parafinas Nase zu wachsen.

Als sie dann die Nachricht vernahm, weiteten sich ihre Augen leicht - ihr ganzes Gesicht war für einen kurzen Moment ein großes Fragezeichen und dann wuchs die Querfalte in die Höhe während sie sich nachdenklich gegen die Schläfe tippte.

°Was zum Henker?!°
Vor dem nächsten Neumond, das war ihr noch klar, aber die Frage war was begonnen hatte und wann. In ihren Gedanken kamen ganz viele Orte zum Vorschein, in denen Kräuter eine Rolle spielten, frustriert schlug sich Parafina die Hände an den Kopf. Ohne einen ausgeruhten Geist war sie wirklich unbrauchbar. Die letzte Genjutsuaktion hatte sie ein wenig mehr ausgelaugt, als ihr lieb war. Meinte er...einen Garten? Diesen oder jenen...Wie stand der Mond eigentlich zur Zeit...? So weit sie sich erinnern konnte, war der Himmel bedeckt gewesen, während sie unterwegs war.

Es war nicht zu übersehen, dass sie diese Botschaft frustrierte.
Dann blickte sie Katara mit ihren grünen Augen an und nickte.
"Danke, dass Ihr sie überbracht habt.", äußerte sie mit einem schmalen Lächeln.
"Und das war alles?"

Katara nickte. Langsam aber endgültig.

"Ja. Das war soweit alles.", sagte er und zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Eine Nachricht die nur der richtige Empfänger richtig zu deuten weiß. Zumindest klingt es so ... Sie sind doch der richtige Empfänger?!"

Er tippte sich mit dem Zeigefinger nachdenklich ans Kinn. Offensichtlich hatte er mit einer weitaus weniger fragenden Reaktion Parafinas gerechnet.

"Kein Grund zu danken. Man tut was man kann. Viel Erfolg."

Mit leisem Knarzen wurde der Stuhl zurück geschoben und Katara erhob sich die Handschuhe zusammengedrückt in der linken Hand.

"Ein letzter Hinweis noch ... sofern er gestattet ist: Sie sehen müde aus. Vielleicht sollten sie sich nach dem Essen ein wenig ausruhen. Vielleicht ergeben die Worte morgen früh etwas mehr Sinn. Auf wiedersehen."

Mit diesen Worten überließ er Parafina ihrer dampfenden Schüssel und dem Sake und schwebte zu seinem eigentlich Platz zurück, wo er sich niederließ, die Handschuhe auf den freien Stuhl neben sich legte und den Eindruck machte, als habe das kurze Gespräch nie stattgefunden.

"Danke fürs Überbringen. Auf Wiedersehen."
, verabschiedete sich Parafina aufrichtig. Dann wanderte ihr Blick auf ihr Essen. Der Geruch stieg ihr in die Nase. Der Dampf hatte etwas nachgelassen. Vermutlich hatte der Mann Recht. Nach einer Mütze voll Schlaf und einem versorgten Bauch, würde die ganze Botschaft schon ganz anders Einlass in ihren Kopf finden.
Ihre Blicke wanderten ein letztes Mal zu dem Mann namens Katara hinüber, dann wandte sie sich ihrem Reis mit Rind zu, hob die Stäbchen und begann endlich mit dem Essen.
Sie ließ sich Zeit ihr Essen zu genießen.

In ihrem Beruf hatten man nicht oft die Gelegenheit in Ruhe zu essen, wobei es eigentlich so wichtig war. Vermutlich waren deswegen so viele schon in jungen Jahren wieder am Ende der Berufung angelangt. Parafina kaute langsam während ihre Gedanken in eine Richtung schwirrten, die sie vorher nie kaum beachtet hatte.
Für Viele bricht bestimmt eine Welt zusammen, wenn sie nicht mehr gut genug waren, um ihrem Land zu dienen, dachte sie und seufzte mal wieder leise. Diese Sorge hatte sie nicht, sie war sich sicher, sie würde immer einen Weg finden, neue Aufgaben im Leben zu finden.
Den Gedanken wieder abschüttelnd, wandte sie sich an den Wirt mit der Frage, ob er noch ein Zimmer für sie hätte, damit sie bald zu ihrem Schlaf fände.

Gestärkt und ausgeschlafen beschritt Parafina den Weg.

°Dort wo alles begann...wo Kräuter baden...°

Ihr Blick wanderte über die Landschaft während sie über die Botschaft nachgrübelte.

°Kräuter baden nicht ohne das Zutun anderer. Klingt nach einem Labor oder einer Klinik, wenn mans ungenauer nimmt. Das würde als Botschaft von einem Mednin nicht überraschen. Aber wo? Wo begann denn alles? Für mich begann alles in Suna, wenn man es genau nimmt...und dann begann alles neu in Iga. Aber Iga...was war eigentlich mit Iga geschehen?° Das hatte sie sich schon lange nicht mehr gefragt.

Sie traf eine Entscheidung mit dem nächsten Schritt, den sie tat. Sie würde erst mal nach Suna gehen. Wenn sie sich irrte, hoffte sie noch genügend Zeit zu haben die Botschaft richtig zu deuten. Deutlich zufriedener beschleunigte Parafina ihren Schritt.
Nach einigen Stunden recht einsamen Reisens legte sie eine Essensrast ein.
Dann zog sie wie von einem unsichtbaren Faden gezogen weiter zu ihrem Zielort hin.