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Thema: Die Hütte am Wegesrand Sa Aug 07, 2010 1:20 pm
Eine kleine, simple Hütte steht am Rande des Weges. Die hölzernen Wände werden durch grobe Nägel zusammengehalten, die Tür hängt locker im windschiefen Ramen und das Dach besteht aus fest aneinandergebundenen Bambusplatten, welche mit einem dunklen Teer behelfsmäßig abgedichtet wurden.
Ronin Nishikawa
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Thema: Re: Die Hütte am Wegesrand Sa Aug 07, 2010 2:25 pm
Hiakori saß auf einem Stuhl. Seine Füße waren an die Stuhlbeine und seine Hände hinter der Lehne gefesselt. Blut lief aus einer Platzwunde über seiner linken Augenbraue und verschleierte ihm die Sicht des ohnehin schon geschwollenen Auges noch weiter. Er atmete schwer, doch das Geräusch wurde von dem permanent prasselnden Regen der unablässig auf das undichte Bambusdach schlug gedämpft. Durch die halboffene Tür drang nur schwächliches Licht in den kleinen Raum. Aus dem Augenwinkel konnte Hiakori die Schatten seiner Peiniger sehen. Amadare stand im halbschatten hinter dem Stuhl. Es musste einfach Amadare sein. Jemand anderes hätte ihn nicht in diese Falle locken können. Nicht hier. Und es war mindestens noch eine Person hier. Er hatte ihren Schatten gesehen, auch wenn sie sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Wer war diese Person? Amadares Auftraggeber? Komplize?
"Was willst du, Amadare?",fragte Hiakori und ein leises Lachen ertönte. Er war es. Es gab gar keine Zweifel. Dieses trockene, höhnische Lachen konnte nur von Amadare sein. Und um jeden Zweifel zu zerstreuen trat er auch ins schwache Licht.
"Schlau wie eh und je, was, Hiakori?"
Er lächelte und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Sein Feuerzeug klackte und für einen kurzen Moment erleuchtete die Flamme sein Gesicht. Die kalten Augen starrten ihn direkt an. Das kurze, schwarze Haar wurde an den schläfen langsam grau und die Kämpfe der letzten Dekaden hatten ihre Spuren hinterlassen. Harte Züge, kleine Narben und dieser brutal durchleuchtende Blick dominierten sein Antlitz. In der behandschuhten Rechten hielt er plötzlich ein einseitig geschliffenes Messer mit geradem Rücken. Es war aus einem Stück geschmiedet und hing mit dem leicht gewölbten Griff locker in Amadares Hand. Bei dem Anblick des Messers weiteten sich Hiakoris Augen und angsterfüllt stotternd wiederholte er sich:
"Wa-wa-was willst du?"
Gast Gast
Thema: Re: Die Hütte am Wegesrand Sa Aug 07, 2010 9:05 pm
Das Stottern drang recht gut an seine Ohren, auch wenn er auf seinem Stab gestützt in der dunkelsten Ecke der Hütte stand und Amadare beobachtete, wie er den Hiakori bedrohte. Angst war eine gewaltige Waffe, aber zu harsch angewandt, konnte sie viel zerstören. Stumm nickte er vor sich hin. Sin faltiges Gesicht war im Schatten verborgen. Lediglich ein Lichtstrahl lief über seine Hände, die auf dem Stab ruhten und offenbarten Schwielen und eine Konsistenz wie Papier. Es ließ sich nur erahnen, dass er ein schmuckloses Hütchen trug und sein Haar, silbern und lang, geflochten zu einem Zopf, der einer Schlange gleich den Rücken hinab kroch. Er fror. Der schwarze Stoffmantel, den er trug wärmte ihn nicht mehr und sein leicht gebeugter Rücken schien zu schmerzen. Die Füsse standen fest und still am Boden. Bekleidet von schwarzen Stoffschuhen mit dünner, aber ausgebesserter Sohle. Amadare wandte sich Hiakori zu, noch ein wenig näher und er würde sich nicht im Zaum haben.
"Du weißt, was wir wollen, Hiakori."
Sagte die fistelnde Stimme von Meister Yulunga. Dann verharrte der alte Mann im Wort und es schien, als würde er lauschen.
"Amadare, du und ich haben nicht mehr viel Zeit für dieses Mätzchen."
Ronin Nishikawa
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Thema: Re: Die Hütte am Wegesrand Sa Aug 07, 2010 10:01 pm
Eine graue Wolke ausgestoßenen Rauches quoll langsam aus Amadares Nasenlöchern. Er sah zu der Person im Hintergrund und dann wieder auf Hiakori. Nach einem Schritt zurück verpasste er dem Gefesselten einen kräftigen Tritt vor die Brust. Von der Wucht brachen die beiden hinteren Stuhlbeine weg und Hiakori landete keuchend und um Atem ringend auf dem Rücken. Da sein eigenes Gewicht auf den Händen lastete war er nach wie vor unfähig sich zu rühren. Amadare hockte sich mit einem Knie auf seine Brust und drückte die Spitze der silbrigen Klinge gegen Hiakoris Schulter. Mit einem kräftigen Stoß trieb er die Waffe durch Fleisch und Knochen.
"Letzte Chance. Bevor wir uns mit deiner Familie befassen."
"Das wagst nichtmal du,...", presste Hiakori zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, doch Amadare brachte ihn mit einer raschen Drehung der Klinge zum schweigen.
"Ach ja?"
Ein irres Grinsen trat auf sein Gesicht. Mit der freien Hand tastete er die Taschen seines Opfers ab und nahm ihm die braune Umhängetasche aus Leder ab. "Wir werden sehen. Ein großer Name ist kein undurchdringlicher Schild mehr."
Er drehte die Klinge noch ein Stück, dann zog er sie heraus und stieß sich vom Brustkorb Hiakoris ab, was diesen schwer ächzen ließ. Mit seitlich abstehender Klinge, von deren Spitze in einem langsamen, schwerfälligen Strom roter Lebenssaft tropfte stand Amadare da und betrachtete sein Werk von oben herab. Der staubige Holzboden sog sich langsam mit dem dunklen Blut voll und bildete untrügliche Flecken.
"Ihr verrückten Penner. Ihr seid total durchgeknallt. Wisst ihr eigentlich worauf ihr euch da,..."
"HALTS MAUL!"
Amadare verpasste ihm einen kräftigen Tritt um ihn zum Schweigen zu bringen.
"Wo ist das Buch?" Ein weiterer Tritt folgte und Hiakori stöhnte vor Schmerzen. "K-kusa. Das Arbeitszimmer in meinem Haus bei den drei Tannen. Unter dem S-schreibtisch ist eine Diele,... ei-ein verstecktes Fach. Darin müsste es sein."
"Müsste es sein? Wenn du uns verarschen willst,..."
"Nein nein. Da ist es. Holt es euch doch."
"Danke, das werden wir auch. Keine Sorge, es ist bei uns in guten Händen."
Wieder grinste er, packte Hiakori am Kragen und zog ihn ein Stück hoch. Dann schlug er ihm mit der Faust ins Gesicht und ließ den scheinbar bewusstlos gewordenen Mann zu Boden fallen.
Gast Gast
Thema: Re: Die Hütte am Wegesrand Do Aug 12, 2010 8:36 pm
Ungerührt betrachtete der alte im Schatten das Geschehen. Keine Miene huschte über sein Gesicht. Es war wie versteinert. Wie eine Statue. Aber er lauschte und als er hörte, was ihnen schon lange folgte, fiel Hiakori gerade zu Boden vom letzten Schlag in tiefe Bewusstlosigkeit gebracht. So er gen Boden fiel kam Regung in den alten Mann. Der rechte Fuss bewegte sich ein Stück nach rechts. Die Hände führten seinen Stab über den Boden und schrieben Zeichen auf die Erde.
"Amadare. Wir gehen."
Eindringlich blickte er den Mann an, der die Information heraus geprügelt hatte. Sobald dieser in Reichweite des Gekritzels des Alten kam, konnte er bereits den Sog spüren. Von draußen her war ein seltsames Rauschen zu hören. Das Kratzen des Stabes blieb jedoch gleichmäßig. Dann verebbte das Rauschen draußen wieder. Genau in diesem Moment schloss der Alte das Siegel und die Beiden verschwanden mit einem Knall aus dem Zimmer.
Vor der Hütte bewegte sich etwas. Und miaute. Doch aus der Hütte kam keine Antwort.
Ronin Nishikawa
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Thema: Re: Die Hütte am Wegesrand Do Aug 12, 2010 9:17 pm
Sie waren gegangen. Sie waren fort. Die beiden Schattengestalten. Die Teufel, die Schmerzbringer, die Buchdiebe. Törichte Idioten die nach Mächten strebten die sind nicht kontrollieren konnten. Oder war der Alte so mächtig? Schildkrötengleich hatte er eine Aura der unterschwelligen Macht ausgestrahlt. Hiakoris Ohnmacht war nicht von erlösender Natur. Wieder und wieder tauchte das Gesicht seines Peinigers vor seinem umnachteten Geist auf. Er wunderte sich. Ein leises brummen drang an seine Ohren während eine Raspel über seine Augenbraue gezogen wurde. War die Folter noch nicht vorbei. Brummbrumm raspel. Brummbrumm raspel. Langsam dämmerte es ihm und er glitt langsam, ganz langsam ins Wach zurück. Raspel. Er zuckte zusammen und zog den Kopf zurück. Er schlug die Augen auf und sah die Katze, welche die Hütte betreten hatte und Blut von seiner geschwollenen Augenbraue geleckt, ihn angestupst und vor sich hin gebrummt hatte. Er blinzelte die Katze an und zu seiner weiteren Verwunderung blinzelte die Katze zurück. Aus ihren leuchtenden, kleinen Augen blickte sie ihn an und er kam nicht umhin dem Blick eine gewisse Intelligenz beizumessen. Schwachsinn. Es war eine Katze. Vermutlich streunte sie herrenlos durch die Gegend, ein Halsband konnte Hiakori zumindest nicht erkennen. Er rappelte sich auf und da der Stuhl zerbrochen war schaffte er es auch sich aus seinen Fesseln zu befreien. Er rieb sie die Handgelenke und begann dann sich nach und nach abzutasten. Amadare der skrupellose Hund hatte ihn mies zugerichtet. Und jetzt war er auf dem Weg das Buch zu holen. Mieser Hund. Für Geld tat er auch alles. Hiakori musste ihn aufhalten. Ihn und den schildkrötengleichen Mann. Zwar wollte er aufstehen, doch musste er ersteinmal sitzen bleiben und zu Atem kommen. Seine Rippen waren geprellt, soviel war klar. Er sah die Katze an, die sich hingesetzt hatte und in aller Seelenruhe ihre Pfötchen putzte. Hiakori rappelte sich auf und brennende Schmerzen zuckten durch seinen Körper. Er presste die Hand auf die Stichwunde, torkelte zum Ausgang und lehnte sich gegen den Türrahmen. Schwer atmete er. Es würde ein beschwerlicher Weg werden, doch musste er sich ranhalten, wenn er vor ihnen am Ziel sein wollte.
Gast Gast
Thema: Re: Die Hütte am Wegesrand Fr Aug 13, 2010 7:00 pm
Die Katze hatte graues Fell und trug eine kleine, schwarze Schleife an ihrem Schwanz. Ihr Ohr war abgeknickt und als Hiakori sich aufraffte und zum Ausgang taumelte, spannte sie die Läufe an und sprang auf seine Schulter, was ihn arg aus dem Gleichgewicht brachte. Dann raspelte sie auch noch an seinem Ohr. Doch unter dem ganzen Gebrumm und Geraspel nahm er doch noch ein anderes Geräusch wahr, dass von außen kam. Eine schrille Stimme rief etwas und Schritte kamen näher.
"Randolf? Randolf!"
Prompt hörte die Katze auf Hiakori das Ohr zu schlecken und suchte verzweifelt einen Platz in seinem zerschlissenen Hemd. Gerade noch rechtzeitig entzog sich die Katze den Blicken der jungen Frau, die nun in die Hütte spähte und erschrocken zurückwich.
"Was ist denn mit Ihnen passiert?!"
Ihre Hand schlug sie vor ihren Mund. Der Filzhut, den sie trug, war von leuchtendem Blau, so wie auch ihre Augen. Sie war eine imposante Persönlichkeit mit ihrer grauen Tunika, dem weißen Gurt um den Bauch mit einer Schnalle, wie sie so vor Hiakori stand. "Brauchen Sie Hilfe?"
Hiakori konnte nur auf die Schnalle starren. Dort war das Emblem Kusas geprägt. Und an der Seite waren einige Shuriken zu sehen, die eher wie Schmuck, als wie Waffen wirkten. Schwarze Locken wallten ihre Schultern hinab und ihr Mund hatte etwas dauernd schmollendes, selbst jetzt als sie ihn besorgt betrachtete.